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In unserer Gesellschaft ist Positivität ein vielgepriesenes Gut. Es gibt zahllose Bücher, Seminare und Social-Media-Posts, die uns ermutigen, stets positiv zu denken und negative Gedanken auszublenden. Was dabei zu kurz kommt: Die Information, dass diese erzwungene Positivität auch negative Auswirkungen haben kann.

Fake Smile auf Handfläche gemalt
Hinter einem Lächeln aus Höflichkeit oder Verlegenheit steckt oft eine traurige Geschichte

Das Wichtigste vorab zusammengefasst

  • Übertriebenes positives Denken kann negative Gefühle verdrängen und ist schädlich für die psychische Gesundheit
  • Negative Emotionen wie Angst, Zorn und Trauer sind wichtig für unsere psychische und körperliche Gesundheit
  • Das Ignorieren oder Unterdrücken von negativen Gefühlen kann zu psychischen Problemen führen und das Wohlbefinden beeinträchtigen
  • Sätze wie „Alles wird gut“ oder „Good vibes only“ sind gut gemeint, aber oft kontraproduktiv, da sie schwierige Gefühle abtun.
  • Realistische und empathische Ansätze fördern Wachstum und Resilienz, während unrealistische Erwartungen und ständige Positivität Druck und Stress erzeugen

Prüfungsangst? Na, das wird schon!

Wenn positives Denken die einzige Lösung ist, führt das dazu, dass wir negative Gedanken und Gefühle verdrängen. Dies schadet nicht nur uns selbst, sondern auch anderen. Beim Lernen für zum Beispiel die Matura kann toxische Positivität dazu führen, dass man schwierige Emotionen und Lernprobleme ignoriert, anstatt sich konstruktiv mit ihnen auseinanderzusetzen.

Das Team von Dr. Roland, der Maturaschule in Wien, möchten das Phänomen der toxischen Positivität nicht ignorieren und aufzeigen, warum manche Ratschläge besser sind als andere.

Was ist toxische Positivität?

Toxische Positivität beschreibt die übermäßige und ineffektive Übertreibung eines glücklichen, optimistischen Zustands in allen Situationen. Sie ignoriert und unterdrückt authentische menschliche Emotionen und Erfahrungen. Aussagen wie „Denk positiv!“, „Alles passiert aus einem bestimmten Grund!“ oder „Schau auf die gute Seite!“ mögen gut gemeint sein, können aber oft das Gegenteil bewirken.

Die Gefahren der toxischen Positivität?

Wenn wir ständig versuchen, negative Gefühle zu vermeiden, zu unterdrücken, zu verdrängen oder gar zu ignorieren, können diese sich aufstauen und langfristig zu psychischen Problemen führen.

Empfindungen wie Angst, Zorn, Trauer, Enttäuschung oder Verzweiflung sind für viele Menschen unangenehm. Doch diese Emotionen sind ein wesentlicher Bestandteil unserer emotionalen Vielfalt und spielen eine wichtige Rolle für unsere psychische und körperliche Gesundheit.

Das übertriebene positive Denken treibt das Konzept des Optimismus ins Extrem. Diese Haltung betont nicht nur die Wichtigkeit von Optimismus, sondern verdrängt und verleugnet auch menschliche Emotionen, die nicht ausschließlich freudig oder positiv sind.

Glaubenssätzen, die man Menschen in schwierigen Situationen anbietet oder mit denen man sich selbst beruhigt. Beispiele dafür:

  • Alles wird gut
  • Good vibes only
  • Glück ist eine Entscheidung
  • Es gibt Schlimmeres
  • Einfach lächeln, auch wenn es weh tut
  • Anderen geht es viel schlechter als dir
  • Du hast ein Dach über dem Kopf? Du bist glücklich!
  • Alles geschieht aus einem bestimmten Grund
  • Live, love, laugh

Durch solche „Ratschläge“ wird die Einstellung dazu unbewusst negativ konnotiert, da sie schwierigen Gefühlen und schmerzlichen Einsichten gegenüber verschlossen bleibt. Verdrängen oder Schönreden ist selten ein Weg, sich zu befreien. Außerdem:

  • Menschen, die schwierige Zeiten durchmachen, fühlen sich oft unverstanden und allein gelassen, wenn ihnen nahegelegt wird, einfach nur positiv zu denken
  • Das ständige Streben nach Glück und Positivität kann zu einem ungesunden Druck führen, der das Wohlbefinden weiter beeinträchtigt
Mann mit Einhorn und Farben am Körper
Fake it till you make it? Bitte nicht, wenns um echte und ernste Gefühle geht

Motivation versus gut gemeint

Motivation ist ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs – sei es in der Schule, im Studium, Beruf oder im persönlichen Leben. Der Versuch, in Krisenzeiten optimistisch zu bleiben, ist durchaus positiv, solange negative Gefühle dabei nicht unterdrückt werden.

Verdrängung mag zwar die Symptome kaschieren, löst aber nicht das zugrunde liegende Problem. Eine akzeptierende und optimistische Einstellung garantiert ebenfalls nicht, dass man ohne Hindernisse und Rückschläge durchs Leben kommt. Nicht jede Form der Motivation ist hilfreich.

Gesunde Motivation

  • Realistisch: Setzt erreichbare Ziele und anerkennt Hindernisse
  • Empathisch: Versteht und validiert die Gefühle und Herausforderungen anderer
  • Ermutigend: Fördert Wachstum und Resilienz durch konstruktive Unterstützung

Motivationsbullshit

  • Unrealistisch: Fordert ständige Positivität und ignoriert reale Probleme
  • Ignorant: Übergeht die individuellen Bedürfnisse und Gefühle
  • Druckaufbauend: Erzeugt Stress und Angst durch unerreichbare Ideale

Ein ausgewogener Ansatz

An der Maturaschule Dr. Roland setzen wir auf eine ausgewogene Herangehensweise an Motivation. Wir ermutigen unsere Schüler:innen, ihre Gefühle anzuerkennen und gegebenenfalls auch offen über ihre Herausforderungen zu sprechen.

Wir wissen, dass es mühsam sein kann, die Berufsreifeprüfung zu bestehen oder die Matura nachzuholen. Durch eine unterstützende Gemeinschaft und realistische Zielsetzungen schaffen wir ein Umfeld, in dem echtes Wachstum und Erfolg möglich sind.

Tipps für eine gesunde Motivation

  • Gefühle akzeptieren, ohne sie zu bewerten
  • Realistische, erreichbare und messbare Ziele setzen
  • Schauen Sie auf sich, indem Sie Pausen einlegen und auf Ihr Wohlbefinden Rücksicht nehmen
  • Umgeben sie sich mit Menschen, die verstehen, unterstützen und es gut mit Ihnen meinen
Smile-Luftballon vor dunklem Hintergrund
Schon wieder grantig? Ein Lächeln gegen Vorwürfe macht nur andere froh

Individuelle Auswirkungen

Die Reaktion auf toxische Positivität kann stark variieren, abhängig von individuellen Unterschieden in Sensibilität und Intelligenz. Hochsensible Menschen und solche mit hoher emotionaler Intelligenz können besonders betroffen und zugleich besser in der Lage sein, gesündere Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Problematisch wird es für Menschen, die sich bereits in schwierigen Lebenssituationen befinden oder mit psychischen Problemen kämpfen. Diese Gruppen können sich durch unrealistische positive Erwartungen und erzwungene Positivität unverstanden und isoliert fühlen.

 Auch junge Menschen, die noch lernen, mit ihren Emotionen umzugehen, können durch toxische Positivität in ihrer emotionalen Entwicklung behindert werden. Andererseits gibt es auch Menschen, die weniger anfällig sind, wie emotional gefestigte Personen, Individuen mit einem unterstützenden sozialen Umfeld und Menschen mit ausgeprägter Resilienz.

Es ist wichtig, eine Balance zwischen positiven Gedanken und dem Anerkennen negativer Emotionen zu finden, um toxische Positivität zu vermeiden. Letztendlich spielt die Kombination aus emotionaler Resilienz, sozialer Unterstützung und persönlicher Reflexion eine entscheidende Rolle dabei, wie gut jemand mit toxischer Positivität umgehen kann. Manchmal erzeugt sie einfach nur neue negative Gefühle wie Wut, Unverständnis, Resignation.

Fazit

Eine gesunde Balance zwischen Positivität und der Anerkennung negativer Emotionen ist entscheidend für ein erfülltes und gesundes Leben. Während es wichtig ist, optimistisch zu bleiben, sollten wir negative Gefühle nicht verdrängen oder ignorieren. Eine echte Unterstützung und empathische Motivation, die realistische Ziele setzt und individuelle Bedürfnisse respektiert, fördern langfristig unser Wohlbefinden und unsere Resilienz.

An der Maturaschule Dr. Roland setzen wir uns dafür ein, unseren Schüler:innen eine Umgebung zu bieten, in der sie ihre Emotionen annehmen und konstruktiv mit Herausforderungen umgehen können. So schaffen wir Raum für persönliches Wachstum und echten Erfolg.

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