Der Sommer ist die perfekte Zeit, um Bildung mit Genuss zu verbinden. Im Liegestuhl zwischen Schatten und Licht vom Geäst, ein Buch in der Hand, das kühles Getränk in Greifweite, vielleicht das Rauschen der Bäume oder das leise Murmeln eines Bachs.
Lesen kann Entspannung sein und gleichzeitig der kluge Weg, sich auf die Matura oder Berufsreifeprüfung vorzubereiten – ohne Druck, aber mit Freude. Besonders österreichische Literatur bietet hier einen Schatz an Geschichten, Perspektiven und Sprache, die sowohl Herz als auch Verstand bewegen.
Unser Beitrag als Podcast
Worum gehts in diesem Artikel?
Wir stellen acht bedeutende Werke der österreichischen Literatur vor, die sich ideal als Sommerlektüre eignen und sowohl für die Matura als auch für die persönliche Bildung eine Bereicherung sind.

Das Wichtigste vorab zusammengefasst
- Acht Werke aus unterschiedlichen Epochen
- Autor*innen und historische Einordnung inklusive
- Relevanz für Matura und persönliche Bildung
- Lesbar, inspirierend, tiefgehend
- Bildung darf Freude machen
Achtmal Abenteuer im Kopf
Manchmal sind es Bücher, die uns neue Wege zeigen, lange bevor wir sie im echten Leben gehen. Sie öffnen Räume im Kopf, laden zum Nachdenken ein und schenken Mut. Unsere, von der Maturaschule Wien für Sie selektierten, acht Werke können genau das für Ihren verbleibenden Sommer tun – leise, kraftvoll und inspirierend.
Unser Abenteuer beginnt mit historischen Perspektiven (Roth, Zweig), die Reise geht weiter über gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen (Jelinek, Bernhard, Streeruwitz) hin zu Fragen der Identität und Sprache (Bachmann, Handke) und wir tauchen in Kafkas Sinnsuche ein. So entsteht ein Lesesommer, der Geschichte, Gegenwart und das eigene Denken verbindet. Viel Vergnügen!
Joseph Roth mit Radetzkymarsch (1932)
Joseph Roth (1894–1939) war Schriftsteller und Journalist mit präzisem Blick auf Gesellschaft und Geschichte. Radetzkymarsch erzählt den Untergang der Habsburgermonarchie anhand einer Familie und hilft, historische Entwicklungen zu verstehen.
Alles, was man aus Liebe tut, geschieht jenseits von Gut und Böse.
Dieses Zitat bringt Roths Ambivalenz zwischen Pflicht, Loyalität und persönlicher Verantwortung auf den Punkt. Es verweist auf die Konflikte zwischen moralischen Werten und den Erwartungen einer untergehenden Gesellschaft – ein zentrales Motiv des Romans.
Elfriede Jelinek – Die Liebhaberinnen (1975)
Nobelpreisträgerin Jelinek analysiert scharf gesellschaftliche Strukturen und Rollenbilder in einer patriarchalen Gesellschaft.
Sie sind doch alle nur drauf aus, dass ihnen einer eine Wohnung kauft, und vorher wird er geliebt.
Jelinek zeigt hier schonungslos, wie Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft ökonomische Sicherheit suchen müssen und dafür Liebe als Tauschmittel einsetzen. Es ist ein bitterer Kommentar zur sozialen Realität vieler Frauen und dem Mangel an echten Alternativen.

Ingeborg Bachmann – Malina (1971)
Bachmann behandelt Identität und Trauma in einer von männlicher Dominanz geprägten Welt und bietet wertvolle Impulse zur Selbstreflexion.
Es war Mord.
Der erste Satz des Romans ist radikal und weckt sofort Aufmerksamkeit. Er steht für die psychische Zerrissenheit und die Gewalt, die Frauen in männlich dominierten Strukturen erleben – ein Leitsatz, der den ganzen Roman wie einen dunklen Schatten begleitet.
Thomas Bernhard – Holzfällen (1984)
Bernhard liefert gnadenlose Gesellschaftskritik und eine Sprachkunst, die präzise und provokant ist.
Ich saß in einem Ohrensessel und dachte an nichts, ich saß nur da.
Dieses Zitat zeigt Bernhards Stil: distanziert, beobachtend, sarkastisch. Es beschreibt die Isolation und das Beobachtersein in einer Gesellschaft, die er gleichzeitig kritisiert und seziert – ein wichtiger Einstieg in Bernhards kritischen Blick auf Österreich.
Franz Kafka – Das Schloss (1926)
Kafka zeigt die absurde Suche nach Anerkennung und Sinn in einer undurchschaubaren Bürokratie.
Es ist ein Kampf mit dem Schloss, ein Kampf um das Schloss, und vielleicht wird er nie beendet.
Dieses Zitat spiegelt Kafkas Kernthema der ewigen Suche nach Anerkennung und Zugehörigkeit wider. Es beschreibt den aussichtslosen Kampf des Protagonisten gegen ein unnahbares System – eine Allegorie auf Bürokratie, Macht und Sinnsuche.
Marlene Streeruwitz – Nachkommen (2014)
Streeruwitz behandelt den Druck moderner Gesellschaft und die Herausforderungen für Frauen in einer globalisierten Welt.
Alles will sie und alles soll sie und alles muss sie und alles kann sie nicht.
Hier verdichtet Streeruwitz den Druck, der auf modernen Frauen lastet. Die Erwartungen der Gesellschaft, alles gleichzeitig zu schaffen, führen zur Überforderung – ein zentraler Aspekt ihres Romans über weibliche Selbstbehauptung in der Gegenwart.

Peter Handke – Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970)
Handke thematisiert Isolation und Orientierungslosigkeit in präziser Sprache.
Er konnte nicht sagen, was er suchte, und ging deshalb weiter.
Dieses Zitat beschreibt die diffuse Orientierungslosigkeit des Protagonisten. Handke zeigt mit reduzierter Sprache die Entfremdung und Sprachlosigkeit, die Menschen im modernen Leben erleben, während sie nach einem Platz in der Welt suchen.
Stefan Zweig – Die Welt von Gestern (1942)
Zweig schildert den Umbruch Europas und liefert einen persönlichen Zugang zur Geschichte.
Ich habe nie in der Vergangenheit gelebt, sondern immer nur in der Zukunft.
Zweig beschreibt hier seine lebenslange Haltung: den Blick nach vorne, trotz der politischen und gesellschaftlichen Katastrophen seiner Zeit. Das Zitat vermittelt Optimismus und den Drang nach Entwicklung, der Zweigs Werk prägt.
Fazit
Lesen verbindet Vergangenheit und Gegenwart, Wissen und Empathie. Wer sich im Sommer Zeit für diese Bücher nimmt, verbindet Bildung mit Freude und bereitet sich gleichzeitig darauf vor, die Matura nachzuholen oder die Berufsreifeprüfung abzuhaken. Und wer weiß, vielleicht motiviert die Sommerlektüre auch für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter.
Österreichische Literatur inspiriert und stärkt – auch an einem warmen Sommernachmittag mit einem Buch in der Hand.
Fotos: freepik.com