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Manche Erfolge fühlen sich geliehen an. Ein gutes Ergebnis, Lob von anderen – und trotzdem meldet sich die innere Stimme: „Wenn die wüssten …“. Dieses Muster hat einen Namen: Imposter-Syndrom oder Hochstapler-Syndrom.

Dieses Phänomen beschreibt kein Versagen, sondern eine Art zu denken. Wer versteht, wie es funktioniert, kann anders handeln – in Lernphasen, im Beruf und bei Prüfungen. Dieser Beitrag zeigt, wie Sie Selbstzweifel einordnen und Schritt für Schritt realistisch bewerten.

Unser Beitrag als Podcast

Worum gehts in diesem Artikel?

Was das Imposter-Syndrom ist, woher es kommen kann und wie Sie ihm im Alltag begegnen– mit klaren Strategien, einem kompakten Selbstcheck und praktischen Tools.


Das Wichtigste vorab zusammengefasst

  • Impostor-Gefühle sind verbreitet und kein Zeichen mangelnder Kompetenz
  • Entscheidend ist nicht, ob sie auftauchen, sondern wie Sie damit umgehen
  • Belege sammeln hilft: Erfolge dokumentieren statt kleinreden
  • Sprache steuert Gefühl: Gedanken reframen, Körper beruhigen
  • Unterstützung anzunehmen, macht Sie nicht schwach, sondern wirksam

Was ist das Imposter-Syndrom – und was nicht

Impostor beschreibt ein Missverhältnis zwischen realer Leistung und subjektivem Erleben. Erfolge werden auf Glück, Zufall oder Missverständnisse zurückgeführt; zugleich besteht die Furcht, „entlarvt“ zu werden. Wichtig: Es handelt sich nicht um eine Diagnose, sondern um ein Denkmuster mit Folgen (Stress, Selbstabwertung, Vermeidung).

Normale Nervosität vor Prüfungen gehört nicht automatisch dazu – ausschlaggebend ist, ob Sie sich dauerhaft kleiner einschätzen als es sachlich angemessen wäre.

Frau im gestreiften Pulli versteckt sich hinter dem Rollkragen
Selbstzweifel führen dazu, dass Erfolg als Zufall interpretiert wird statt Kompetenz

.. und woher kann das kommen?

Ursachen sind selten monokausal. Häufig wirken mehrere Einflüsse zusammen und verstärken sich gegenseitig:

  • Frühe Botschaften: „Sei perfekt“, „streng dich doppelt an“, „keine Fehler“ – solche Sätze prägen Bewertungsmaßstäbe
  • Leistungsethos: Hohe Standards sind hilfreich; unflexible Standards erzeugen Druck und minimieren Erfolge
  • Vergleichskultur: Dauervergleiche (Klasse, Kollegium, Social Media) verstärken den Eindruck, hinten zu liegen
  • Rollenerwartungen: Wer in einem Umfeld unterrepräsentiert ist, erlebt häufiger Zweifel („Gehöre ich hierher?“)
  • Übergänge: Neue Rollen (z. B. Kursbeginn, Jobwechsel, erste Präsentationen) aktivieren Unsicherheit

Diese Punkte erklären nicht Sie als Person, sondern Kontexte. Erkennen verändert den inneren Ton.

Kurz-Selbstcheck in fünf Fragen

Bevor wir in Strategien einsteigen, ein kurzer Abgleich. Er ersetzt keine Diagnose, kann aber ein Gefühl dafür geben, ob sich ein Muster zeigt:

  1. Schreiben Sie Erfolge eher äußeren Umständen zu und Misserfolge sich selbst?
  2. Fürchten Sie, durch eine einzelne Leistung „überführt“ zu werden?
  3. Setzen Sie extrem hohe Standards und werten Abweichungen stark ab?
  4. Vermeiden Sie Chancen (Prüfung, Präsentation), obwohl Sie fachlich bereit sind?
  5. Sammeln Sie Belege für Fehler, aber keine Belege für Kompetenz?

Fühlen Sie sich trotz nachweisbarer Leistung manchmal wie eine Hochstapler:in?
Impostor-Muster Hilfreiche Gegenstrategie
„Das war Glück“ Evidenz-Tagebuch: Nach jeder Lerneinheit drei Beiträge notieren (z. B. „Begriffe verstanden, Beispielaufgabe gelöst, Rückfrage klären können“). So sehen Sie Ursachen statt Zufall.
„Alle können das besser“ Vergleich begrenzen: Eine Referenz wählen (Curriculum, Lernplan). Messen Sie Fortschritte am eigenen Plan, nicht an anderen.
„Fehler = Inkompetenz“ Fehlerbudget: Pro Woche ein Lernexperiment mit „erlaubten“ Fehlern. Fokus: „Was ist jetzt klarer?“ – so entsteht Lerngewinn.
„Ich darf keine Hilfe brauchen“ Hilfe als Strategie: Früh Feedback einholen (Lehrkraft, Peers). Führen Sie eine Fragenliste und haken Sie Antworten ab.
„Ich muss perfekt sein“ Mindeststandard definieren: „Ausreichend gut“ in Kriterien übersetzen (z. B. „Aufgabe lösen + Begründung“ statt „makellos“).

Sprache, Körper, Kontext: Drei Stellschrauben für den Alltag

Strategien wirken besser, wenn sie auf mehreren Ebenen greifen. Sprache, Körperregulation und Struktur verstärken einander – und machen Selbstzweifel handhabbar.

Sprache (Reframing)

Ein Satz kann Atmosphäre ändern. Nützliche Formulierungen für Sie:

  • Von „Ich kann das nicht“ zu „Ich kann das noch nicht – der nächste Schritt ist …“
  • Von „Ich wurde gelobt, aber …“ zu „Danke. Das passt zu meinem Aufwand bei …“

 Körper (Regulation)

Ein überreiztes Nervensystem färbt Gedanken dunkel. Kleine Reset-Signale helfen, wieder Zugriff zu bekommen:

  • 90-Sekunden-Reset: Ruhig ausatmen, Schultern senken, kurz gehen; dann erst entscheiden oder antworten
  • Mini-Pendel: Blick vom Bildschirm lösen, drei Dinge im Raum benennen, kurz strecken – Fokus zurückholen

Kontext (Struktur)
Sichtbarkeit schafft Realität. Wenn Erfolge dokumentiert sind, lassen sie sich schlechter wegargumentieren:

  • Erfolgsordner: Screenshots, Zertifikate, Feedback, gelöste Aufgaben sammeln – 1× pro Woche durchblättern
  • Peer-Feedback: In einer Lerngruppe gegenseitig drei Stärken benennen und eine konkrete Verbesserung formulieren.
Mann erklärt sich selbst zum L wie Loser.
Selbst- und Fremdwahrnehmung fallen mit dem Impostor-Syndrom aus der Balance

Prüfung & Auftritt: So wirst Sie greifbar

Vor Publikum oder Prüfer*innen verschärfen sich Imposter-Gedanken oft. Das Ziel ist nicht Mut antrainieren, sondern Sicherheit aus Vorbereitung:

  • Kleinschrittigkeit: Lernblöcke 25–35 Minuten, klarer nächster Schritt, sichtbarer Haken dran.
  • Vorbereiten in Rollen: Einmal laut erklären, als würdest du unterrichten – Wissen wird klarer, Lücken zeigen sich rechtzeitig
  • Fragenparkplatz: Mögliche Prüfer*innen-Fragen sammeln; Antworten in Stichpunkten notieren – die Angst wird strukturierter

Wenn Sie einen Rahmen suchen, der Denken und Struktur verbindet: In der Maturaschule Wien wird Lernen planbar – vom Einstiegsgespräch über die Einführung in die Lerntechnik bis zur Prüfungsvorbereitung.

Wer den Schritt zur Matura nachholen oder zur Berufsreifeprüfung ins Auge fasst, profitiert besonders von klaren Lernpfaden und verlässlichem Feedback im Prozess.

Wenn es hakt: Wann Unterstützung sinnvoll ist

Falls Selbstabwertung dauerhaft Erfolge überdeckt, Schlaf, Appetit, Antrieb oder Konzentration länger beeinträchtigt sind oder Sie Prüfungen vermeiden, obwohl Sie vorbereitet sind, lohnt sich ein Gespräch mit Fachpersonen (Psychotherapie, klinische Psychologie, Hausarzt/Hausärztin).

Unterstützung ist nie eine Schwäche, sondern die Abkürzung zu mehr Klarheit.

Fazit

Imposter-Gefühle sagen wenig über Können und viel über innere Maßstäbe. Wer sie erkennt, kann sie verschieben – mit Belegen, Struktur, Sprache und gelassener Übung. So entsteht Haltung: Du wirst nicht lauter, sondern klarer. Und Klarheit ist im Lernen wie im Leben ein verlässlicher Kompass.

Fotos: freepik.com

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